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Suffizienz I Mit weniger besser leben: Willkommen in der Welt von morgen!

Dernière mise à jour : 20 juin

Von Benjamin Klein, CELL asbl


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Was ist Suffizienz? Als Forum mich darum bat, in das vorliegende Dossier einzuführen, stand diese Frage ganz oben in meinen Notizen. Die offizielle Definition ist simpel und doch etwas vage. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) beschreibt Suffizienz als Zusammenschluss von „Mittel[n] und tägliche[n] Praxen, die es uns erlauben, unsere Bedürfnisse an Energie, Material, Land und Wasser zu reduzieren, innerhalb der planetaren Grenzen zu leben und gleichzeitig das menschliche Wohlbefinden zu verbessern“. Ganz schön ambitioniert. Und irgendwie unklar.

Fast, als wolle man zwei Welten zusammenführen: Es erscheint paradox, Wohlbefinden und Lebensqualität von der Erhöhung des Ressourcenverbrauchs zu entkoppeln – das gab es in der Menschheitsgeschichte noch nie. Gleichzeitig – im Schatten der voranschreitenden Klimakrise und besonders für Luxemburg als zweitgrößte Konsumnation weltweit – auch ein nötiger Schritt.


Gute Praxen und Beispiele für suffizientes Leben gibt es in Luxemburg schon viele: solidarische Landwirtschaftspraktiken, bei denen Verbraucher.innen direkt bei lokalen Produzent.innen kaufen, dadurch Transportwege vermeiden und die damit verbundene Energienutzung einsparen, gleichzeitig lokale Verbindungen knüpfen und sich besser ernähren. Pilotprojekte wie das Äerdschëff in Redingen – ein nachhaltiges, autarkes Gebäude, welches als Lern- und Demonstrationszentrum fungiert. Repaircafés, die regelmäßig von Freiwilligen organisiert und durchgeführt werden, um der Tendenz der Wegwerfgesellschaft entgegenzuwirken. Solche Initiativen vernetzen die teilnehmenden Bürger*innen untereinander und motivieren sie dazu, selbst handwerklich aktiv zu werden.

Es erscheint paradox, Wohlbefinden und Lebensqualität von der Erhöhung des Ressourcenverbrauchs zu entkoppeln.

Ein wiederkehrendes Element der Suffizienz ist der soziale Zusammenhalt: Bei den genannten Beispielen liegen das Erschaffen zwischenmenschlicher Beziehungen, der Austausch und die sinnvolle Gestaltung von Freizeit im Mittelpunkt. In einer Welt des stetig zunehmenden Individua- lismus und des damit zusammenhängenden Konsums bleiben diese Dinge immer öfter auf der Strecke. Die Lebensweise vieler Menschen tut ihnen als sozialen Wesen nicht gut. Deshalb suchen viele aktiv nach einem Ausgleich – und suffiziente Aktionen liefern ihn.


Erfolgreiche Beispiele aufzuzählen ist allerdings immer leicht: Viel schwieriger wird es bei der systemischen Umsetzung. Der Schritt ist komplex: Denkt man Suffizienz nämlich weiter, findet man ihre Elemente in viel grundlegenderen Ebenen unserer Gesellschaft: in den Lebensstilen der Bürger*innen, der Energiewende, der Wirtschaft oder der generellen Struktur. Die Energiewende beruht auf drei Säulen: der Energieeffizienz – also die Art, wie wir existierende Prozesse mit weniger Energie realisieren –, dem Ausbau erneuerbarer Energien und der Suffizienz. Einen Überblick über das Dreigestirn aus Effizienz, Konsistenz und Suffizienz liefert in diesem Dossier der deutsche Umwelt- und Entwicklungsforscher Wolfgang Sachs.


Suffizienz, Wachstum und Kapitalismus


Luxemburg arbeitet derzeit übrigens nur an den ersten beiden Säulen. Der aktuelle nationale Energie- und Klimaplan des Energie- und des Umweltministeriums erwähnt das Thema Suffizienz (noch) nicht sehr oft. Dies hat nichts mit schlechtem Willen oder Inkompetenz zu tun, sondern mit der holistischen Natur des Begriffes: Suffizienz lässt sich weder auf zwei Ministerien begrenzen noch spielt sie in ausschließlich einem Teil des gesellschaftlichen Konstruktes eine Rolle.

In Luxembourg, wirken die Repair Cafés der Tendenz der Konsumgesellschaft entgegen (Photo: CELL)
In Luxembourg, wirken die Repair Cafés der Tendenz der Konsumgesellschaft entgegen (Photo: CELL)

Überlegungen über unser Wirtschaftsmo- dell und die Natur des Wirtschaftswachstums sind daher unumgänglich: Ist Suffizienz mit Wachstum und Kapitalismus vereinbar? Nicht nur die Meinungen der Autor*innen dieses Dossiers gehen hierbei auseinander: Während Elisha Winckel die Idee des grünen Wachstums in Luxemburg kritisiert, plädiert Carlo Thelen von der Chambre de Commerce für den Erhalt des Wachstums. Marc Baum geht dagegen noch einen Schritt weiter und behandelt die Suffizienz als Endgegnerin des kapitalistischen Systems.

Es gibt also noch viel zu tun, sowohl bei der Definition der Maßnahmen als auch bei den Modellen zur Umsetzung. Dabei muss nicht zwingend auf schon fast dystopisch anmutende Rationierung zurückgegriffen werden, über die Raymond Klein in einer Rezension des französischen Magazins Socialter schreibt: "Wenn wir unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben so gestalten, dass die angenehmste Art zu leben auch die umweltfreundlichste ist, muss man nicht über Restriktionen, Rationierung oder Verzicht sprechen und kommt einer erhöhten Lebensqualität trotzdem wieder näher."

Bis die großen, systemischen Veränderungen kommen, lohnt es sich vielleicht, Suffizienz im Kleinen zu praktizieren.

Aus pragmatischer Sicht müssen wir über Stadt- und Landesplanung nachdenken: Wie bringen wir Arbeit und Wohnraum näher aneinander? Wie verbessern wir die Lebensqualität der Bürger*innen, reduzieren dadurch beispielsweise die Zeit im Auto und erhöhen die mit Familie und Freund*innen? Ein konkretes Beispiel dafür, wie der Ort der Zukunft aussehen kann, liefert Guy Spanier als ehemaliger Klimaberater und Nachhaltigkeitsberater der Gemeinde Schifflingen. Auch Rebecca Baden, die für ihre Reportage das Äerdschëff in Redingen besucht hat, stellt eine konkrete Ausarbeitung der Suffizienz im Detail vor. Wer sich nach der Lektüre des Dossiers nach draußen wagt, wird also sehen: Suffizienz ist mancherorts bereits fest im Alltag verankert.

Suffizienz ist mancherorts bereits fest im Alltag verankert. (Photo: Unsplash/Helena Lopes)

Bis die großen, systemischen Veränderungen kommen, lohnt es sich vielleicht, Suffizienz im Kleinen zu praktizieren: Denn Suffizienz kann sich bereits in unserem persönlichen Lebensstil verbergen, wie die Achtsamkeitstrainerin Berenice Boxler im Dossier schreibt. Dahinter stecken hoch- philosophische Fragen: Bringt unsere Lebensweise uns ans Ziel? Ist unser Ziel richtig definiert? Ist der Weg des Kon- sums der Richtige – oder lenkt er nur vom Wesentlichen ab? Boxlers Kredo: Lasst uns zurück ins Jetzt kommen und unser Wohl- befinden nicht an Materiellem festmachen.


Sie sehen: Die einzelnen Beiträge des aktuellen forum-Dossiers beleuchten sehr unterschiedliche Aspekte der Gesellschaft, in denen wir in Zukunft suffizienter agie- ren können. Mit dem Hintergrundwissen dieses Dossiers erscheint die Definition des Begriffes Suffizienz schließlich gar nicht mehr so schwer: mit weniger besser leben. Vielleicht nehmen Sie als Leser*in einige Ideen mit, die es erlauben, die Welt von morgen gemeinsam regenerativ, resili- ent und lebenswert zu gestalten.



*Dieser Artikel wurde im Forum Magazin veröffentlicht ("Suffizienz" Dossier, Mai 2023)


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Sobriété, vivre mieux avec moins :

bienvenue dans le monde de demain !


Par Benjamin Klein


Qu'est-ce que la sobriété? Lorsque Forum m'a demandé d'introduire le présent dossier*, cette question figurait en tête de mes notes. La définition officielle est simple et, pourtant, un peu vague. Le Groupe d'experts intergouvernemental sur l'évolution du climat (GIEC) décrit la sobriété comme un ensemble de "moyens et de pratiques quotidiennes qui nous permettent de réduire nos besoins en énergie, en matériaux, en terres et en eau, et de vivre dans les limites de la planète tout en améliorant le bien-être humain". Une définition plutôt ambitieuse. Et pas très claire.

(Photo: Unsplash)

C'est un peu comme si l'on voulait réunir deux mondes : il y a un paradoxe dans le fait de dissocier le bien-être et la qualité de vie, de l'augmentation de la consommation des ressources - cela n'a d'ailleurs jamais été fait dans l'histoire de l'humanité. Dans le même temps, à l'ombre de la crise climatique qui progresse et surtout pour le Luxembourg, deuxième nation consommatrice au monde, cette démarche est devenue nécessaire.


Au Luxembourg, les bonnes pratiques et les exemples en matière de sobriété ne manquent pas. On trouve, par exemple, des réseaux agricoles solidaires permettant aux consommateurs d'acheter directement auprès des producteurs locaux, évitant ainsi les transports et l'utilisation d'énergie qui en découle, tout en tissant des liens et en bénéficiant d'une alimentation qualitative. Il y a aussi des projets pilotes, comme l'Äerdschëff situé à Redange, un bâtiment durable et autosuffisant qui fait office de centre d'apprentissage et de démonstration. Ou encore, les Repair Cafés, organisés et tenus par des bénévoles, pour contrer la tendance de la société du tout-jetable. De telles initiatives mettent en réseau les citoyen.ne.s, les incitant à s'engager et à devenir eux-mêmes des artisans.

Il y a un paradoxe dans le fait de dissocier le bien-être et la qualité de vie, d'un côté, et l'augmentation de la consommation de ressources, de l'autre.

Qui dit sobritié, dit : cohésion sociale. Dans les exemples cités précédemment, les relations humaines, l'échange et l'organisation judicieuse du temps libre sont au centre des préoccupations. Dans un monde où l'individualisme et la consommation ne cessent de croître, ces éléments sont de plus en plus souvent négligés. Le mode de vie de nombreuses personnes ne leur convient pas en tant qu'êtres sociaux. C'est pourquoi, beaucoup cherchent activement un équilibre. Or, la sobriété permet de trouver cet équilibre.


Il est cependant toujours facile d'énumérer des exemples de réussite: la mise en œuvre systémique, quant à elle, est beaucoup plus difficile. L'étape est complexe: en effet, si l'on considère la sobriété de manière plus large, on se rend compte qu'elle touche à plusieurs domaines fondamentaux de notre société: les modes de vie des citoyen.ne.s, la transition énergétique, l'économie, ou encore, le système global. La transition énergétique repose sur trois piliers : l'efficacité énergétique - c'est-à-dire l'art de couvrir nos besoins et maintenir nos processus existants en consommant moins d'énergie -, le développement des énergies renouvelables, et la sobriété. Dans ce dossier, Wolfgang Sachs, chercheur allemand en environnement et développement, donne un aperçu du triptyque efficacité, cohérence et sobriété.


Sobriété, croissance et capitalisme


Au demeurant, le Luxembourg ne travaille actuellement que sur les deux premiers piliers. L'actuel plan national énergie-climat des ministères de l'Énergie et de l'Environnement ne mentionne pas (encore) très souvent le thème de la sobriété. Cela n'a rien à voir avec de la mauvaise volonté ou de l'incompétence, mais avec la nature holistique de la notion: la sobriété ne saurait se limiter à deux ministères, car elle ne se limite pas à un seul aspect de la construction sociale.

Au Luxembourg, des Repair Cafés sont organisés pour contrer la tendance de la société du tout-jetable (Photo: CELL)
Au Luxembourg, des Repair Cafés sont organisés pour contrer la tendance de la société du tout-jetable (Photo: CELL)

Une réflexion sur notre modèle économique et sur la nature de la croissance économique est donc indispensable: la sobriété est-elle compatible avec la croissance économique et le capitalisme? Les auteurs de ce dossier ne sont pas les seuls à avoir des avis divergents sur la question. Alors qu'Elisha Winckel critique l'idée de la croissance verte au Luxembourg, Carlo Thelen, de la Chambre de Commerce, plaide pour le maintien de la croissance. Marc Baum, quant à lui, va encore plus loin et traite la sobriété comme l'adversaire final du système capitaliste.


Il y a donc encore beaucoup à faire, tant au niveau de l'identification des mesures, que dans les modèles de mise en œuvre. Il n'est pas nécessaire de recourir à un rationnement presque dystopique, comme l'écrit Raymond Klein dans une critique du magazine français Socialter : Si nous organisons notre société et notre vie en commun de manière à ce que la manière la plus agréable de vivre soit aussi la plus respectueuse de l'environnement, il n'est pas nécessaire de parler de restrictions, de rationnement ou de renoncement et l'on se rapproche malgré tout d'une meilleure qualité de vie.

En attendant les grands changements systémiques, cela vaut peut-être la peine de pratiquer la sobriété à petite échelle.

D'un point de vue pragmatique, nous devons réfléchir à l'aménagement urbain et national : comment rapprocher le travail et le logement? Comment améliorer la qualité de vie des citoyens, par exemple en réduisant le temps passé en voiture et en augmentant celui passé avec la famille et les amis? Guy Spanier, ancien conseiller climatique et conseiller en développement durable de la commune de Schifflange, fournit un exemple concret de ce à quoi pourrait ressembler le lieu du futur. Rebecca Baden, qui a visité l'Äerdschëff à Redange pour son reportage, présente également en détails sa conception de la sobriété. Ceux qui s'aventureront à l'extérieur après la lecture de ce dossier pourront donc le constater : pour nombre de personnes, la sobriété est déjà bien ancrée dans la vie quotidienne.

Pour nombre de personnes, la sobriété est déjà bien ancrée dans la vie quotidienne (Photo: Unsplash/Helena Lopes)

En attendant les grands changements systémiques, il vaut peut-être la peine de pratiquer la sobriété à petite échelle, car la sobriété peut déjà se cacher dans notre mode de vie personnel, comme l'écrit la formatrice de pleine conscience Berenice Boxler dans le Dossier*. Derrière cette notion se cachent des questions hautement philosophiques: notre mode de vie nous amène-t-il à notre but? Notre objectif est-il bien défini? La voie du consensus est-elle la bonne - ou ne fait-elle que nous détourner de l'essentiel? Le credo de Boxler : revenons à l'instant présent et ne faisons pas reposer notre bien-être sur des considérations matérielles.


Comme vous pouvez le constater, les articles contenus dans le présent dossier de Forum mettent en lumière des aspects très divers de la société sur lesquels nous pouvons agir, afin de vivre à l'avenir de manière plus sobre. A la lumière de ces apprentissages, la définition de la sobriété ne semble finalement plus aussi difficile : vivre mieux avec moins. En tant que lecteur*, vous emporterez peut-être avec vous quelques idées qui permettront de concevoir ensemble le monde de demain de manière régénératrice, résiliente et durable.



*Cet article a été publié en allemand dans le magazine Forum (Dossier "Suffizienz", mai 2023)

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